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25.07.2023
„Massives Umdenken nötig“
Herr Schreiner, die Medien berichten regelmäßig über massive Probleme in der Windkraftindustrie. Wie ist es dazu gekommen?
Marcel Schreiner: Der Preisdruck auf die Hersteller von Windenergieanlagen ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Als Konsequenz daraus verkaufen die Produzenten immer größere Anlagen, die in immer kürzeren Zyklen auf den Markt gebracht wurden. Und es werden gleichzeitig Anlagen verkauft, die noch gar nicht existieren, um den Zuschlag bei der Auktion für einen neuen Windpark zu erhalten. Denn größere Anlagen können zu einem niedrigeren Preis je Megawattstunde angeboten werden.
Um dem Preiskampf standzuhalten, verkürzen viele Hersteller die Entwicklungszyklen ihrer Windanlagen so stark, dass mitunter nicht ausgereifte und erprobte Anlagen aufgestellt werden. Dies zeigt sich jetzt in hohen Qualitätsproblemen auch bei neuen Anlagen und immensen Kosten für Wartung und Instandsetzung.
Hat diese Situation auch Auswirkungen auf Freudenberg Sealing Technologies?
Schreiner: Die Technologien besonders im Bereich erneuerbarer Energien entwickeln sich immer schon dynamisch. Deshalb ist es besonders wichtig, flexibel zu bleiben und eng mit den Kunden zusammenzuarbeiten. Das ist unser Ansatz und eines unser Qualitätsmerkmale, gemeinsam mit den Windrad-Herstellern an Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft zu arbeiten.
Natürlich bekommen auch wir den hohen Preisdruck in der Branche zu spüren. Allerdings ziehen wir insbesondere seit diesem Jahr immer wieder die Reißleine, indem wir den Preiskampf nicht weiter mitmachen. Dabei verzichten wir bewusst auf Geschäft in dieser für uns wichtigen Wachstumsbranche. Aber es ist nun mal so: Unser Anspruch ist und bleibt es, Produkte mit hoher Qualität und Haltbarkeit zu liefern. Deshalb machen wir eben auch keine Abstriche zugunsten des Preises oder sparen beim Material. Dazu stehen wir.
Die Lösungsformel ist einfach: Wer am Anfang in Qualität investiert, der vermeidet Folgekosten während der Laufzeit der Anlage, die häufig um ein Vielfaches höher sind.
Marcel Schreiner, Global Segment Director für den Bereich Energie
Und welche Lösung gibt es dann für das Problem?
Schreiner: Die Lösungsformel ist einfach: Wer am Anfang in Qualität investiert, der vermeidet Folgekosten während der Laufzeit der Anlage, die häufig um ein Vielfaches höher sind.
Ein Beispiel, das gleichzeitig auch zeigt, warum eine differenzierte Betrachtung der verschiedenen Bauteile eines Windrads wichtig ist: Im Gesamtinvestitionsvolumen für eine Windkraftanlage machen die Dichtungen und Akkumulatoren von Freudenberg Sealing Technologies nur einen sehr kleinen Teil aus – auf der anderen Seite haben genau diese Teile aber eine immens große Wirkung, wenn es um den langfristigen reibungslosen Betrieb des Windrads geht. Würde ein Anlagenhersteller also in der Anschaffung die angemessenen Kosten akzeptieren, die für ihn in der Gesamtbilanz vernachlässigbar sind, ließen sich einige der Qualitätskosten sicherlich vermeiden bzw. deutlich reduzieren. So bekommen vermeintlich kleine Teile eine große Wirkung.
Zusammenfassend kann man sagen: Die Branche spart sich derzeit kaputt. Deshalb muss dringend ein massives Umdenken stattfinden – weg von höher, schneller, weiter, hin zu realistisch geplanten und installierten Anlagen mit hoher Qualität und Haltbarkeit. Hier ist neben den Herstellern auch die Politik gefragt, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen.
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