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Roboter mit Feingefühl
Der Arm schwingt nach hinten, bevor er einen Nagel auf einen Luftballon zuführt. Aber exakt in dem Moment, als die Nagelspitze auf die Haut des Ballons trifft, hält der Arm abrupt an. Der Luftballon platzt nicht. Beeindruckende Körperbeherrschung – umso mehr, weil es sich dabei um einen Roboterarm handelt.
Was hier im Kleinen aufhorchen lässt, soll schon bald die Arbeit in den Produktionshallen revolutionieren. Kollaborierende Roboter – sogenannte Cobots – mit feiner Sensorik und Lernpotential sind auf dem Vormarsch. Sie sollen den Arbeiter in der Fertigung unterstützen und sind in der Lage, auf äußere Einflüsse zu reagieren. Anstelle der häufig ins Spiel gebrachten Drohkulisse von Robotern, die Arbeitsplätze vernichten, könnte der hilfsbereite Cobot als Roboter der Zukunft treten, der nicht Arbeit wegnimmt, sondern assistiert.
Bislang sind Industrieroboter primär funktional ausgerichtet. Sie arbeiten ebenso monoton wie präzise. Sie nehmen den Arbeitern schwerfällige Arbeitsprozesse ab. Sie setzen auch nach Stunden, Wochen und Monaten immer noch punktgenau die Schweißnaht an die Stelle, an der sie vorgesehen ist. Mit anderen Worten: Industrieroboter funktionieren. Dank ihnen kam eine ganz neue Dynamik in die Produktion, die höhere Fertigungszahlen ermöglichte. Der klassische Knickarmroboter ist dabei immer noch das am meisten nachgefragte Modell.
Aus einem Neben- soll ein Miteinander werden
Obwohl Mensch und Maschine inzwischen seit Jahrzehnten gemeinsam in Fertigungsprozesse involviert sind, fand eine Zusammenarbeit im wortwörtlichen Sinne bislang nicht statt. Der Roboter wurde programmiert und konzentrierte sich damit auf die ihm zugewiesene Aufgabe, ohne sonderlich auf äußere Einflüsse zu reagieren. Das soll sich mit den Cobots ändern. Bei der Hannover Messe 2016 und bei der CeBIT 2017 ließen Hersteller aufhorchen, die ebenso sensible wie lernfähige Roboter präsentierten. Die Maschinen führen fast schon filigrane Aufgaben aus, sie können kleine Gegenstände aufheben und ablegen, Schrauben eindrehen oder auch punktgenaue Steckvorgänge ausführen. Wie die Demonstration mit Nagel und Ballon zeigt, sind die Roboter der neuen Generation sogar in der Lage, auf Widerstände zu reagieren. Das ist wichtig, wenn es darum geht, dass Mensch und Maschine zukünftig wirklich Hand in Hand arbeiten. So sinkt dank Drehmomentsensoren in den Roboterarmgelenken das Verletzungsrisiko für den menschlichen Arbeitskollegen signifikant. Die neuen Cobots sollen aber noch mehr sein als bloße Handlanger. Sie sollen zugleich neue Tätigkeiten erlernen, etwa indem die Arbeiter ihnen die Hand führen und die Roboter so den bis dahin ungewohnten Arbeitsschritt verinnerlichen.
Preisgünstig und leicht bedienbar
Was die Verbreitung der Cobots zukünftig schlagartig steigern könnte, sind die niedrigen Anschaffungskosten. Schon gibt es einen Anbieter, der sein neuestes Modell für weniger als 10.000 Euro auf den Markt bringen will. Ein Preis, der auch kleinere Mittelständler hellhörig werden ließe. Zudem soll der vielseitige Roboter denkbar einfach zu steuern sein. Programmierkenntnisse sind nicht erforderlich, vorprogrammierte Bewegungen funktionieren über Apps und wären damit selbst für Laien intuitiv zu regeln.
Noch sind die feinfühligen Roboter Leichtgewichte, wodurch sie selbst nicht imstande sind, nennenswerte Lasten zu bewegen. Das schließt sie noch aus vielen Produktionsprozessen aus, doch auch diese Herausforderung dürfte sich irgendwann bewältigen lassen. Damit könnten Roboter künftig dazu beitragen, dass Menschen länger in ursprünglich körperlich anstrengenden Bereichen arbeiten können; erfahrene und damit wertvolle Arbeitskräfte würden so dank der Cobots länger als bislang im Arbeitsleben verbleiben. Der feinfühlige Roboter wäre zum Freund und Helfer am Arbeitsplatz geworden.
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