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Gewaltig und fortschrittlich
Spätestens seit Tesla mit seinen E-Fahrzeugen die Straßen erobert, weiß jeder, dass Elektromobilität elegant und schnell sein kann. Doch in der zukunftsträchtigen Antriebsform steckt auch eine ganze Menge Power, wie ein Beispiel aus der Schweiz zeigt.
Wer schon einmal neben einem Schwerlast-Muldenkipper stand, der weiß, welch Respekt einem das gewaltige Baufahrzeug einflößen kann. Es wird bevorzugt im Bergbau eingesetzt, um tonnenweise Material abzutransportieren. Auch der Betreiber eines Zementwerks in der Westschweiz setzt in seinem Steinbruch auf 45 Tonnen schwere Kolosse, die imstande sind 65 Tonnen Material zuzuladen. Die Fahrzeuge werden von einem klassischen Dieselmotor angetrieben. Doch in den vergangenen Monaten ließ der Firmeninhaber einen seiner Schwerlasttransporter aufwändig umrüsten. Ab Frühjahr 2018 wird der Muldenkipper seine Arbeit mit einem reinen Elektroantrieb verrichten. Erste Testfahrten verliefen erfolgreich.
Vorteilhafte Energierückgewinnung
Der Antrieb des größten Elektrofahrzeugs der Welt besteht aus nicht weniger als 1.440 Nickel-Mangan-Kobalt-Zellen, die in zwei Akkus gepackt sind. Sie bringen stolze 4,5 Tonnen auf die Waage. Die Speicherkapazität beträgt 700 Kilowattstunden und damit mehr als neunmal so viel wie bei einem S-Model von Tesla. Der Clou hinter der Umrüstung liegt in der beständigen Berg- und Talfahrt begründet. Fährt das tonnenschwere Fahrzeug vom höher gelegenen Steinbruch voll beladen ins Werk bergab, werden die Batterien durch die Bremsenergie aufgeladen. Die Berechnungen sehen vor, dass für die Leerfahrt bergauf wenig weniger Energie verbraucht wird, als zuvor gewonnen wurde. Die überschüssige Energie ließe sich gar ins lokale Stromnetz einspeisen. Der sogenannte eDumper müsste folglich nie aufgetankt werden. In den nächsten zehn Jahren soll er 300.000 Tonnen transportieren, dabei aber 1.300 Tonnen CO2 und 500.000 Liter Diesel einsparen. Beeindruckende Zahlen. Gerade in Zeiten, in denen es darum geht, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Mittlerweile plant der Betreiber einen weiteren Muldenkipper umzurüsten.
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Schwerlasttransporter mit Diesel-E-Lok-Ansatz
Der Einsatz von Elektromotoren in gewaltigen Baufahrzeugen ist gleichwohl nicht neu. Ein weißrussischer Hersteller von Schwerlast-Muldenkippern setzt seit 2014 unter anderem auf Hybridtechnik. In puncto Leistungsfähigkeit ist das Prunkstück der Osteuropäer seinem Schweizer Pendant deutlich voraus. Er ist in der Lage bis zu 500 Tonnen Material aufzunehmen, wofür ihm vier Elektromotoren sage und schreibe 6.500 PS zur Verfügung stellen. Im Prinzip funktioniert dieses gewaltige Fahrzeug wie eine Diesel-E-Lok, da zwei Dieselmotoren je einen Drehstromgenerator antreiben, über die letztlich die vier Elektromotoren gespeist werden.
Autonomes Fahren schon längst im Praxisbetrieb
Schwerlast-Baufahrzeuge beweisen sich aber nicht nur beim Einsatz alternativer Antriebstechniken. In Australien verkehren seit 2015 bestimmte Muldenkipper besonders fortschrittlich. Eine Flotte von 69 Fahrzeugen fährt seither vollständig autonom in zwei Eisenerzminen. Hierfür wurden die Anlagen, in denen sie zum Einsatz kommen, genau kartographiert und vermessen, sodass die Muldenkipper problemlos navigieren können. Eine Einsatzsteuerung in 1.200 Kilometern Entfernung überwacht den ordnungsgemäßen Fahrbetrieb. Der Grubenbetreiber verspricht sich vom Einsatz autonom fahrender Schwerlasttransporter einen effizienteren und sichereren Betrieb in den sehr abgelegenen Minen Westaustraliens.
Muldenkipper ganz ohne Fahrerkabine
Ein japanischer Hersteller stellte derweil Ende 2016 einen autonom fahrenden Muldenkipper vor, der gleich ganz ohne Fahrerkabine auskommt. Er ist in der Lage, in beide Richtungen zu fahren und kennt letztlich kein vorne und kein hinten. So wirkt er wie eine kolossale Mulde auf vier Rädern, die einen Durchmesser von vier Metern aufweisen. Angesichts dieser Dimensionen ist es vorteilhaft, dass die Neuheit ohne raumgreifendes Navigieren auskommen kann, und stattdessen in einer Spur die Richtung wechselt. Die Schwerlastindustrie zeigt also, dass autonomes Fahren und alternative Antriebstechniken auch für sie relevant sind. Umso mehr, als das Einsparpotenzial bei Emissionen beträchtlich ist.
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