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Die Wüste in Namibia. Copyright: Shutterstock/maramade

Grüner Wasserstoff aus Namibia

Viel Sonne und starker Wind machen die namibische Wüste zu einem idealen Gebiet für erneuerbare Energien. Eine kleine Hafenstadt will hier zukünftig Standort für weltweite Energieexporte sein.

Bisher sind es nur drei Windräder, die sich in der Nähe der namibischen Hafenstadt Lüderitz drehen. Und doch sind diese drei Windräder – die einzigen in ganz Namibia – nur der Anfang eines weitaus größeren Projekts. Bis 2025 sollen hier weitere Windräder und Solaranlagen Strom produzieren, um grünen Wasserstoff zu erzeugen. Der Standort in der Nähe der kleinen namibischen Hafenstadt Lüderitz ist dafür ideal. „Das Gebiet ist eine riesige Wüste, wo weit und breit keine Bäume stehen, aber ein sehr starker Wind weht“, erklärt Sören Borghardt. Er unterstützt den langjährigen deutschen Staatssekretär Rainer Baake, der von Wirtschaftsminister Robert Habeck zum Sonderbeauftragten für die deutsch-namibische Energie- und Klimakooperation ernannt wurde. In dieser Funktion hat Borghardt kürzlich selbst das Projektgelände an der namibischen Küste besucht.

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Sören Borghardt

Sören Borghardt arbeitet für die Stiftung Klimaneutralität und ist Senior Advisor des Sonderbeauftragten für die deutsch-namibische Klima- und Energiekooperation. Seinen ersten Arbeitstag in dieser Position hatte er vor Ort im namibischen Lüderitz. Bereits im Studium setzte er seinen Fokus auf Klima- und Energiepolitik und war danach als Berater für die Energiepartnerschaften des Bundeswirtschaftsministeriums mit Japan und Südkorea tätig.  

Ideale Bedingungen, um Wasserstoff herzustellen

Es gibt nur wenige Orte auf der Welt, die so gute Bedingungen bieten, um grünen Strom zu erzeugen, wie das Gebiet in Namibia. „Dort herrscht die Kombination aus starkem Wind und hoher Sonneneinstrahlung“, sagt Borghardt.

  • Solarenergie: bis zu 2.700 Volllaststunden – Vergleich: Anlagen in Deutschland kommen auf ungefähr 900 Volllaststunden, in Kalifornien auf bis zu 1.500.
  • Windkraft: pro Windrad circa 4.400 Volllaststunden – Vergleich: Windräder in der Nordsee erreichen ungefähr 3.500 Volllaststunden

Lüderitz: Noch deutet im namibischen Lüderitz nicht viel auf das neue Wasserstoffprojekt hin. © iStock/fivepointsix

Doch bei dem Projekt in Lüderitz geht es nicht nur um Wind- und Solarenergie. Die erneuerbaren Energien werden dafür eingesetzt, sogenannten grünen Wasserstoff herzustellen. Wasserstoff ist ein zentraler Faktor der Energiewende: Das Element ist vielseitig und lässt sich als Energiespeicher sowie als Brennstoff verwenden. Wenn er verbrannt wird, setzt Wasserstoff keine schädlichen Emissionen frei, sondern lediglich Wasserdampf, der wieder in den Wasserkreislauf gelangt. Allerdings wird Wasserstoff heute hauptsächlich grau, also durch den Einsatz fossiler Energieträger erzeugt. Zum „grünen Wasserstoff“ wird er erst, wenn er stattdessen mit erneuerbaren Energien produziert wird. Damit wird das Molekül zu einem emissionsfreien Energieträger. Allerdings braucht man dazu Wasserstofffabriken. Und auch die entstehen derzeit in Lüderitz. Dort wird entsalztes Meerwasser in eine Elektrolysezelle geleitet und an der Anode in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten. An der Kathode werden die Wasserstoff-Ionen dann mit negativ geladenen Elektronen zu Wasserstoffmolekülen kombiniert.

Wasserstoff in Ammoniak umwandeln

Die namibische Regierung hat das Potenzial von grünem Wasserstoff erkannt: „Namibia hat mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen“, erklärt Borghardt. Der Energiesektor aber bietet die Möglichkeit, zahlreiche Arbeitsplätze zu schaffen. Als der namibische Präsident Hage Geingob seine Wirtschaftsberater gebeten hatte, ein Konzept für die Zukunft des Landes auszuarbeiten, fiel auf: Namibia verfügt über großartige Bedingungen für erneuerbare Energien – und besonders in Europa steigt derzeit die Nachfrage nach den grünen Molekülen. Neben Wasserstoff benötigen die europäische Industrie und Landwirtschaft außerdem auch dringend grünen Ammoniak. Der wird auch aus Erdgas hergestellt. Doch durch die Zugabe von Stickstoff unter hohem Druck und hohen Temperaturen wird grüner Wasserstoff zu grünem Ammoniak.

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Voraussichtlich ab 2027 soll grüner Ammoniak aus Namibia exportiert werden.

Sören Borghardt, Mitarbeiter für die Stiftung Klimaneutralität

Mit der Umwandlung lösen die Projektverantwortlichen in Lüderitz noch ein anderes Problem: den Transport. „Wasserstoff lässt sich problemlos via Pipeline oder in Tanks über kürzere Distanzen befördern“, erklärt Borghardt: „Will man ihn aber über längere Strecken, beispielsweise per Schiff überführen, muss man ihn umwandeln.“ In Lüderitz wird für diesen Schritt das Hafengebiet umgestaltet. Voraussichtlich ab 2027 soll grüner Ammoniak von dort exportiert werden. Dabei setzt Namibia zunächst noch auf Tank- oder Containerschiffe, angetrieben mit Rohöl. „Andere Brennstoffe gibt es dafür noch nicht“, sagt Borghardt. Es zeichne sich jedoch ab, dass zufälligerweise Ammoniak langfristig ein alternativer Antriebsstoff für Frachtschiffe sein könnte. „Damit wäre das Projekt auch gleichzeitig schon Teil der Lösung.“

Erneuerbare Energien für die Region

Grüner Ammoniak war der ursprüngliche Fokus des Projekts, das von der namibischen Regierung ausgeschrieben wurde. Doch mittlerweile erkennt das Land noch weitere Vorteile. Beispielsweise für die Stromversorgung. „Aktuell importiert Namibia etwa 80 Prozent seines Strombedarfs aus den Nachbarländern und ist unter anderem stark von Exporten aus Südafrika abhängig“, sagt Borghardt. Doch das sei keine verläss­liche Quelle, denn Südafrika habe selbst starke Probleme in diesem Sektor: Das Netz sei häufig überlastet, und der Strom werde zeitweise abgeschaltet. „Namibia ist also abhängig von einem Land, das den Strom eigentlich selbst braucht“, sagt er.

Das will die Regierung nun ebenfalls ändern und nutzt die hervorragenden Bedingungen, um grünen Strom zu erzeugen. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll weitestgehend eigens produzierte erneuerbare Energie durch das namibische Stromnetz fließen. Auch Strom aus Lüderitz – selbst wenn dieser primär für Wasserstoff und Ammoniak vorgesehen ist. „Durch die Schwankungen in der Stromproduktion bei Wind- und Solarenergie wird man immer wieder Überschussstrom haben, der sich dann nach Anpassung gut für das Stromnetz nutzen lässt“, so Borghardt.

Wind in der Wueste Namibias. Copyright: iStock/Mlenny

Neuer Industriestandort für Wasserstoff

Neben Strom wird für die Herstellung von Wasserstoff aber noch etwas anderes benötigt: Süßwasser. Und das ist knapp in Namibia – ganz besonders in der Wüste. Auch hier bietet der Standort Lüderitz jedoch die richtigen Bedingungen. Das Projektgelände grenzt an den Südatlantik. „Für die Süßwasserversorgung wird eine Entsalzungsanlage gebaut, die das Wasser aus dem Ozean für die Wasserstoffproduktion aufbereitet“, erklärt Borghardt. Diese wird ebenfalls mit Strom aus erneuer­baren Energiequellen betrieben, das entsalzte Wasser dann per Pipeline in das Projektgebiet in der Steppe geleitet. Darüber hinaus soll die Anlage auch die Stadt Lüderitz mit Süßwasser versorgen.

Strom, Sonne und die Nähe zum Ozean: Das alles spricht für den Standort. Aus der kleinen Hafenstadt in Namibia könnte durch dieses Projekt bald ein Industriestandort für grüne Moleküle werden. „Bei der Ausschreibung bestand die Regierung des Landes darauf, dass mindestens 90 Prozent der Beschäftigten Namibier sein müssen“, so Borghardt. Arbeitsplätze und eine gesicherte Wasser- und Stromversorgung machten die Region für Arbeitssuchende besonders attraktiv. Aus den drei bestehenden Windrädern sollen in den nächsten Jahren 600 bis 700 werden. Dazu zwei große Solarfelder. Denn das ist ein weiterer Vorteil des Geländes: „Da ist einfach ungemein viel Platz“, sagt Borghardt. Sogar mehr, als zum Bau benötigt werden wird: 5.000 Quadratkilometer umfasst das Projektgebiet, aus dem bald grüner Ammoniak in die ganze Welt verschifft werden soll.


Dieser Beitrag stammt aus unserem Unternehmensmagazin „ESSENTIAL“, in dem wir kontinuierlich über Trends und Schwerpunktthemen aus unseren Zielindustrien und -märkten berichten. Weitere Beiträge des Magazins finden Sie hier.

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