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Einen Schritt voraus
Jedes umsichtige Unternehmen denkt an morgen. Plant für die Zukunft. Und sabotiert nicht durch Raubbau die eigene Geschäftsgrundlage. Nachhaltiges Handeln ist mehr als Ökologie. Es erhält komplexe Systeme: Gesellschaft. Natur. Wirtschaft. Wie können wir alle nachhaltig sein? Wie sparen wir Energie? Ressourcen? Denken wir ganzheitlich! Seien wir: einen Schritt voraus!
Ein Essay von Claus Möhlenkamp, Chief Executive Officer, Freudenberg Sealing Technologies
Nachhaltigkeit, so heißt es, werde derzeit „immer wichtiger“. Ich persönlich glaube, der Satz ist falsch. Nachhaltigkeit war schon immer wichtig. Vielleicht haben wir es nur nicht bemerkt oder nicht bewusst benannt. Es liegt im ureigenen Interesse jedes Unternehmens, an morgen zu denken und dafür zu sorgen, dass sein Geschäftsmodell auch in Zukunft funktioniert. Dass es vorausschaut und keinen Raubbau betreibt, mit dem es am Ende die eigenen Möglichkeiten untergräbt. In Nachhaltigkeit steckt der Begriff „erhalten“: Es geht darum, ein funktionierendes System am Leben und am Laufen zu halten. Beim Gehen nicht nur an den nächsten Schritt zu denken, sondern vielleicht schon an den übernächsten. Immer einen Schritt voraus zu sein.
Wer immer das gleiche Produkt verkauft, bis es veraltet ist, wer als Unternehmen nicht in die Zukunft blickt, welche technologischen Umbrüche am Horizont warten, wer sich vielleicht als Mensch konsequent und gezielt überarbeitet, der mag einen kurzfristigen Profit einstreichen – aber wird ein langfristiges Problem dafür erhalten. Gleiches gilt für Landwirte, wenn sie ihre Felder so überdüngen und auslaugen, dass der Boden anschließend nicht mehr bewirtschaftet werden kann. Rein ökonomisch betrachtet mag all das zunächst für das einzelne Unternehmen gar nicht so schwerwiegend erscheinen, solange neue Mitarbeitende, neue Böden, neue Ressourcen verfügbar sind. Und seien wir ehrlich: Genauso haben in der Vergangenheit manche Menschen und ganze Konzerne gewirtschaftet – mit der Attitüde, dass immer noch mehr da ist. Wir erkennen aber jetzt: Dem ist nicht so. Wer Menschen und Ressourcen als Wegwerfware betrachtet, erschafft Probleme, die sich früher oder später rächen. Naturkatastrophen, Armut, Kriege. Der Schaden dieser Effekte kann immens sein, aber weil sie viele Ursachen haben, übersehen wir häufig die Zusammenhänge und fühlen uns nicht verantwortlich.
Genau das ist aber das Problem: Wirtschaft, Gesellschaft und Natur sind komplexe Systeme. Die Nachhaltigkeitswissenschaft identifiziert das, was dabei passiert, als „nicht lineare Interaktionen“, die zu Emergenz führen, also zu teilweise unvorhersehbaren Konsequenzen. Dies könnte zum Beispiel der veränderte Golfstrom durch den Klimawandel sein. Oder wenn der erfolgreiche Kampf gegen Krankheiten plötzlich zu Antibiotika-Resistenzen führt. Jedes Unternehmen kennt solche unerwarteten Konsequenzen vermutlich aus dem Alltag: Eine Entscheidung, die zunächst sinnvoll erschien, ruft plötzlich Probleme an ganz anderer Stelle hervor. Um ein komplexes System langfristig zu erhalten, müssen wir es immer nachjustieren, neu positionieren und den aktuellen Weg hinterfragen.
Wer Menschen und Ressourcen als Wegwerfware betrachtet, erschafft Probleme, die sich früher oder später rächen.
Claus Möhlenkamp, Chief Executive Officer, Freudenberg Sealing Technologies
Aus all dem folgt übrigens: Wer Nachhaltigkeit als reinen Marketingbegriff versteht und benutzt, ändert gar nichts. Unternehmen sollten nicht nach Gründen suchen, um ihre Produkte als nachhaltig deklarieren zu können und dadurch neue Kunden zu gewinnen. Das ist falsch herum gedacht. Denn der Begriff der Nachhaltigkeit droht zu verschwimmen, wenn er zu einer verkaufsfördernden Floskel verkommt, zu einem Zierwort. Nachhaltigkeit aber kann nichts sein, was man nebenbei oder oberflächlich betreibt.
Die Vereinten Nationen haben mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen deutlich gemacht, wie umfassend sie Nachhaltigkeit definieren: Der Kampf gegen Hunger und Armut gehört ebenso dazu wie mehr Bildung, weniger Ungleichheit sowie der Blick auf nachhaltig geplante Städte, bessere Lebensqualität oder eine widerstandsfähige Infrastruktur. In der öffentlichen Diskussion wird bisweilen der Begriff Nachhaltigkeit zu schnell auf das verengt, was auch unter den generischen Begriff „grün“ fällt. Tatsächlich aber ist es mehr als das. „Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können“, heißt es im berühmten Brundtland-Bericht der UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung von 1987. Bis heute ist das eine der meistverbreiteten Definitionen von Nachhaltigkeit. „Bedürfnisse“ ist dabei ein wohlgewählter Begriff, der unterstreicht, wie schnell unüberlegtes Handeln dazu führen kann, dass Menschen grundlegende Dinge fehlen. Es unterstreicht zugleich, dass wir hier von nicht weniger sprechen als von der gesamten Menschheit. Nachhaltigkeit ist ein Menschheitsprojekt.
Freudenberg Sealing Technologies hat sich für 2025 auf die Fahnen geschrieben, den Kohlenstoffdioxidausstoß um 30 Prozent gegenüber 2020 zu senken – gerechnet in Tonnen CO2 pro Million Euro Umsatz. Das bedeutet eine ganzheitliche Herangehensweise: Abfall vermeiden, Energieverbrauch reduzieren oder alternative Energieformen nutzen, nachhaltige Rohstoffe verwenden, Wasser effizienter nutzen. Wir wollen selbst Ressourcen schonen – wir wollen aber auch Produkte und Lösungen erarbeiten, die es unseren Kunden ermöglichen, nachhaltiger zu sein. Das Beispiel zeigt übrigens: Nachhaltiges Handeln hat einen gewissen Dominoeffekt. Wir alle beeinflussen einander. Wie vielfältig Nachhaltigkeit ist, welche Projekte bereits laufen und warum es sich lohnt, gedanklich mindestens einen Schritt voraus zu sein, erfahren Sie auf den folgenden Seiten der ESSENTIAL.
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