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Solarpannels auf dem Wasser. Copyright: shutterstock/Avigator Fortuner
09.01.2024

Hybrid aus Photovoltaik und Wasserkraft

Die thailändische Sonne lächelt jedes Jahr für Millionen von Touristen. Gleichzeitig erzeugt sie eine Menge Strom: im größten Hydro-Solarpark der Welt zum Beispiel.

Sonne, Wasser und Solarzellen. Am Sirindhorn-Stausee in Thailand blicken Besucher auf eine riesige schwimmende Photovoltaikanlage – rund 70 Fußballfelder groß. Wenngleich ein Panoramaweg mit Souvenirläden unterstreicht, welchen Stellenwert Tourismus in Thailand einnimmt, ist der Sirindhorn-Stausee so viel mehr als eine Sehenswürdigkeit. Er ist der derzeit größte Hydro-Solarpark der Welt.

Photovoltaik, soweit das Auge reicht

Was die Anlage so besonders macht, steckt bereits in der Bezeichnung: Wasser und Sonne wirken mit vereinten Kräften. Das System nutzt damit nicht nur zwei Energiequellen an einem Ort, es ist auch stabiler, wenn sich die Wetterlage ändert. So erzeugen die Solarzellen vorwiegend Energie aus dem Tageslicht, während die Wasserturbinen den Strombedarf in der Nacht decken. Darüber hinaus verschatten die Photovoltaikmodule einen Teil des Sees und lassen weniger Wasser verdunsten. Kommt es zu langen Hitzeperioden, ist das System so in der Lage, niedrige Wasserstände und damit geringere Erträge aus der Wasserkraft auszugleichen.

Das ist ein gewichtiger Vorteil, weil das Land immer häufiger mit extremen Wetterbedingungen und den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen hat. Im April dieses Jahres brachen Temperaturen von über 45 Grad Celsius alle bisherigen Hitzerekorde. Die Behörden warnten die Bevölkerung davor, die Häuser zu verlassen. Thailand ist damit nicht allein. In der gesamten Region und auch in China und Indien wurden außergewöhnlich hohe Temperaturen gemeldet, teilweise sogar Hitzetote. Bedingungen wie diese schaden nicht nur Mensch und Natur, sie lassen auch den Strombedarf in die Höhe schießen, wenn zum Beispiel Klimaanlagen zur Abkühlung auf Hochtouren laufen. Effektive Energiequellen sind nötiger denn je.

Große Leistung auf kleinem Platz

Der Sirindhorn-Damm leistet der Provinz Ubon Ratchathani seit über sechzig Jahren treue Dienste. Der erzeugte Strom fließt in den heimischen Markt, gleichzeitig ist der Stausee das größte Wasserreservoir der Region. Die schwimmenden Solarzellen erweitern seit dem Jahr 2021 die Kapazitäten auf 45 Megawatt. Und das, ohne zusätzliche Landfläche einzunehmen. Überhaupt beansprucht der Photovoltaik-Park im Verhältnis wenig Raum. Denn die Solarmodule belegen gerade mal ein Prozent der Seeoberfläche. Nach Angaben des staatlichen Strombetreibers bleibt damit ausreichend Platz für das Ökosystem und die örtliche Fischerei.

Der Spezialeffekt von Solarzellen auf Wasser

Möglichst umweltfreundlich sind auch die Solarmodule selbst. Denn ihr schwimmender Unterbau besteht aus einem speziellen Kunststoff, der beständig gegen UV-Licht ist. Die sogenannten High Density Polyethylene werden nicht zersetzt, das bewahrt die Unterwasserwelt vor weiterem Mikroplastik. Der größte Beitrag der schwimmenden Solarzellen ist jedoch ihre Leistungsfähigkeit. Denn die ist auf dem Wasser besonders hoch: Untersuchungen zeigen, dass schwimmende PV-Systeme durch die kühle Umgebung bis zu zehn Prozent mehr Strom erzeugen als landgestützte Solarkraftwerke. Noch dazu gibt es keine umliegenden Gebäude, welche die Anlage beschatten können. Eine Schwachstelle weisen schwimmende Solarkraftwerke allerdings auf: Sie sind vergleichsweise aufwendig und teuer in der Installation. Es ist daher empfehlenswert, Wasserkraftwerke mit Stauseen aufzurüsten, um die dort vorhandene technische Infrastruktur und den Anschluss ans Stromnetz zu nutzen. So wie etwa beim Sirindhorn-Kraftwerk.

Schwimmende Gigawatt-Projekte für Südostasien

Sonne, Wasser und Solarmodule – für sonnenreiche Länder sind Hydro-Solaranlagen eine erfolgversprechende Energielösung. Konsequenterweise plant Thailand derzeit 15 weitere Hybrid-Kraftwerke. Bis zum Jahr 2037 soll so eine Gesamtkapazität von 2,7 Gigawatt zur Verfügung stehen. Die Nachbarstaaten sind längst hellhörig geworden: In nahezu allen ASEAN-Ländern laufen derzeit Projekte im dreistelligen Megawatt- und sogar Gigawattbereich. Südostasien will die Kombination aus Wasser und Sonne zu mehr nutzen als für Tourismus und Landwirtschaft.


Dieser Beitrag stammt aus unserem Unternehmensmagazin „ESSENTIAL“, in dem wir kontinuierlich über Trends und Schwerpunktthemen aus unseren Zielindustrien und -märkten berichten. Weitere Beiträge des Magazins finden Sie hier.

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