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Der Weg zur Klimaneutralität
Die Freudenberg-Gruppe hat sich für 2025 auf die Fahnen geschrieben, ihren CO₂-Ausstoß um 25 Prozent gegenüber 2020 zu senken, Freudenberg Sealing Technologies (FST) sogar um 30 Prozent. Bis 2045 will Freudenberg Sealing Technologies klimaneutral sein. Die Fragen, wie und auf welchen Handlungsfeldern Freudenberg seine ambitionierten Ziele erreichen will, beantwortet Jandreau, Senior Vice President Lean/GROWTTH & Sustainability.
Frau Jandreau, die Freudenberg-Gruppe hat fünf unterschiedliche Handlungsfelder – Werkstoff e, Energie, Emissionen, Abfälle, Wasser – in den Fokus genommen, um ihre ambitionierten Ziele zur CO2-Reduzierung zu erreichen. Wie will FST es schaffen, den CO2-Ausstoß der eigenen Geschäftsgruppe bis 2025 um 30 Prozent zu minimieren?
Frau Jandreau: Wir setzen mehrere Schwerpunkte: Wir versuchen beispielsweise, weniger fossile Energieträger zu verwenden. Wir identifizieren die größten „Energiefresser“ und Emissionsverursacher und arbeiten daran, deren Verbräuche zu minimieren. Wir führen interne Audits durch und steigern mithilfe des Projekts „Be Energy Efficient“, kurz BEE, unsere Energieeffizienz. Außerdem prüfen wir, wo wir noch stärker elektrifizieren und weniger fossile Brennstoffe wie Öl oder Gas zum Heizen oder in der Fertigung nutzen können. Auch mit Wasser müssen wir bewusster umgehen: also zum einen weniger verbrauchen, zum anderen darauf achten, dass keine Schadstoffe hineingelangen.
Wir prüfen des Weiteren, wo und inwieweit wir grüne Energien zukaufen können. Also von Erzeugern, die auf regenerative, saubere Technologien setzen. Dazu gehören Wasserkraft, Wind- und Solarenergie. Gleichzeitig senken wir aktiv unseren Energieverbrauch insgesamt. Last but not least arbeiten wir daran, Abfälle zu vermeiden oder zumindest zu verringern, und zwar quer durch unsere Prozessketten. Angefangen bei Werkstoffen, indem wir neue Technologien und effizientere Fertigungsprozesse nutzen, damit kostbare Rohstoffe nicht in der Tonne landen. Das gilt auch für Verpackungsmaterialien oder Chemikalien, wie wir sie beispielsweise in Phosphatierungsanlagen nutzen. Auch hier lässt sich die Menge der Abfälle durch kluge Technologien wie Verdampfer zumindest verringern.
Vicky Jandreau
Vicky Jandreau ist Senior Vice President Lean/GROWTTH & Sustainability bei Freudenberg Sealing Technologies (FST). Sie hat mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Fertigung, ist spezialisiert auf die Implementierung von Lean- Systemen und auf kontinuierliche Verbesserung. Jandreau leitet seit Jahren die Lean/GROWTTH-Community von FST und verantwortet darüber hinaus seit September 2021 den Bereich Nachhaltigkeit.
Und was passiert, wenn das nicht ausreicht?
Wenn all diese Mittel ausgeschöpft sind, müssen wir als Ultima Ratio Zertifikate kaufen. Stand heute haben wir aber bereits 85 Prozent unserer Anlagen und Prozesse elektrifiziert und stellen nun – auch mit Unterstützung der Konzernmutter Freudenberg & Co. – die Weichen, damit wir zu einem erheblichen Teil grünen Strom einkaufen können. Jetzt müssen wir „nur“ noch weiter den Verbrauch senken.
Halten Sie das Ziel „30 Prozent bis 2025“ für zu ambitioniert?
Das Ziel ist sportlich, aber ich halte es für machbar.
Wie errechnen sich die Zahlen?
Wir legen im Augenblick unsere Energierechnungen zugrunde. So sehen wir, wie viel wir im Basisjahr 2020 verbraucht haben, aus welcher Quelle die Energie stammte und zu welchem Preis. Wichtig ist dabei natürlich, dass wir an allen Standorten auf eine gute Datenbasis zugreifen können, um Vorher-/Nachher-Vergleiche anstellen zu können. Das ist noch nicht überall der Fall. Und wir müssen Kennzahlen für alle fünf Nachhaltigkeitselemente definieren, damit wir untereinander vergleichbar werden. Bis 2025 gilt es, die 2020er Zahlen um 30 Prozent zu reduzieren. Die größten Einsparungen versprechen wir uns zum einen dadurch, dass wir den Verbrauch senken, zum anderen durch den Zukauf von grüner Energie. Hier haben wir noch einiges zu tun.
Muss das alles händisch berechnet werden oder gibt es Programme dafür?
Freudenberg & Co. installiert zurzeit das Programm Enablon, mit dem sich ein CO2-Bericht anfertigen lässt. Ab Februar sollen alle unsere Werke dieses Programm nutzen und die eigenen Verbräuche messen und nachverfolgen.
Nutzen Sie Lean-Methoden, um die Energieverbräuche zu verbessern?
Ja, wir ermutigen die Standorte, die gesamte Palette an Lean-Methoden dafür zu nutzen. Einfach gesagt: Verschwendung ist Verschwendung, und wenn wir diese reduzieren und damit Effizienzfortschritte in operativen und administrativen Prozessen erzielen, dann wird sich das auch positiv auf unseren CO2-Fußabdruck auswirken. Auch hier ist es sehr wichtig, dass wir Daten, Zahlen und Fakten haben, auf die wir zugreifen können. Wir können nur verbessern, was wir auch messen können.
Gibt es FST-Standorte, die in puncto Nachhaltigkeit schon besonders weit fortgeschritten sind?
Die GROWTTH-Teams haben mit vielen Standorten weltweit Gespräche geführt, um frühere und aktuelle Schwerpunkte und Projekte der Standorte zu verstehen. Die Resonanz darauf war äußerst positiv. Aufgrund der europäischen Gesetzgebung haben die deutschen Standorte in den letzten fünf Jahren sehr gute Fortschritte gemacht. Standorte wie Oberwihl und Reichelsheim haben sich nun das Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren klimaneutral zu werden. In den Vereinigten Staaten haben sich viele unserer Standorte ebenfalls darauf konzentriert, den Energieverbrauch und die Abfälle zu reduzieren. Das Manufacturing Technology Center in Northfield, New Hampshire, verfügt beispielsweise über sehr engagierte Experten, die bereit sind, auch andere Standorte diesbezüglich zu unterstützen. Wir fokussieren uns seit 30 Jahren mit GROWTTH und weiteren Methoden der kontinuierlichen Verbesserung darauf, Verschwendung zu eliminieren. Dies sowie unser Innovationsgeist sind wichtige Bausteine, mit denen wir Nachhaltigkeit in unsere bestehende Kultur integrieren. Und das ist genau das, was wir mit großem Engagement vorantreiben.
Welche Projekte hat FST gestartet, um bis 2025 sein 30-Prozent-Ziel zu erreichen?
Wir haben insgesamt 150 Projekte auf unserer Liste, 15 davon sind umfassender als die anderen. Die Einführung von Enablon zählt dazu. Ebenso künftige Energieaudits. Um hier erfolgreich zu sein, müssen wir entsprechende HSE- und Qualitätsstandards definieren. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Zusammenarbeit mit dem Vertriebsteam. Wir müssen die Erwartungen unserer Kunden kennen und verstehen, die ja ebenfalls großes Interesse daran haben, ihren Fußabdruck zu verringern. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, die Kommunikation zu verbessern und uns als Vorreiter auf dem Weg zur CO2-Neutralität zu positionieren.
Das heißt, unsere Bestrebungen nach mehr Nachhaltigkeit werden nachhaltig im Sinne von dauerhaft sein?
Auf jeden Fall. Wir streben eine kontinuierlich nachhaltige Entwicklung an. Dies ist wichtig, damit wir auch die Generationen, die nach uns kommen, schützen und ihnen einen lebenswerten Planeten hinterlassen. Damit wir unser Ziel auf dem Weg zur Klimaneutralität sicher erreichen, entwickeln wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden Maßnahmen, mit denen wir unseren Energieverbrauch und unsere CO2-Emissionen senken und weniger Abfall produzieren. Wir werden alle Mitarbeitenden schulen, damit jeder und jede Einzelne motiviert wird, verantwortungsvoll zu handeln und sich zu engagieren. Dazu nutzen wir nicht nur, aber auch wie oben bereits beschrieben unsere erprobten GROWTTH-Methoden zur kontinuierlichen Verbesserung – auch mit Blick auf Nachhaltigkeit. Ebenso bauen wir auf eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Bereich Technology & Innovation. Damit wollen wir sicherstellen, dass alle bestehenden und neuen Produkte und Prozesse darauf ausgerichtet sind, unseren eigenen CO2-Fußabdruck niedrig zu halten und mit unseren Produkten auch unseren Kunden zu einem möglichst kleinen zu verhelfen.
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